Vier Techniken der Musiktheorie, die Dir helfen, einen tollen Refrain zu schreiben

05. Februar, 20

[Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wurde von Chelsea Ira von New Artist Model geschrieben.]

Ich möchte, dass Du an einige Deiner Lieblingssongs denkst. Du weißt schon: Diese Refrains, die Du stundenlang singen kannst, ohne dass Dir langweilig wird.

Was glaubst Du, wie die Songwriter über etwas gestolpert sind, was offenbar perfekt ist? War es ein Blitz der Eingebung, der aus dem Nichts kam? Oder stammt der Refrain aus ihrem Verständnis für Musik und stundenlanger Übung?

Höchstwahrscheinlich ist es eine Mischung aus beidem. Beim Schreiben von Songs ist es wichtig, die richtige Balance zwischen der Jagd nach einer Eingebung und der Entwicklung Deiner Fähigkeiten zu finden. Ein zu großer oder zu kleiner Fokus auf eine der beiden Seiten kann dazu führen, dass Du in einer frustrierenden Schreibblockade feststeckst.

Heute will ich mich allerdings auf die technische Seite konzentrieren. Um genau zu sein, möchte ich einige Techniken der Musiktheorie vorstellen, mit deren Hilfe der Funke für großartige Refrain-Ideen überspringen und die Deine Inspiration freilegen können.

Natürlich sind dies lediglich Ideen für den Anfang. Wenn Dich die Inspiration trifft, folge Deiner Kreativität – und breche dabei ruhig ein paar Regeln der Musiktheorie!

1. Vereinfache die Dinge zu einem Motiv

Als Songwriter stecken wir manchmal in eine großen, kunstvollen Vision für einen Refrain fest. Dieser Zugang zum Songwriting von oben kann natürlich funktionieren, aber es ist sehr leicht, dass mittendrin die Essenz einer Hookline verschwindet. Und am Ende hast Du einen gesichtslosen Refrain, der im Vergleich zu der ersten Vision in Deinem Kopf eher flach ausfällt.

Anders ausgedrückt:

Die Hookline geht bei der Übersetzung verloren.

Eine einfache Methode, um dies zu vermeiden, ist es, die Idee zu vereinfachen, sie auf ein oder zwei Motive zu reduzieren – und sie von dort aus wiederaufzubauen.

In der Musiktheorie ist ein Motiv eine kurze, musikalische Idee, die verwendet wird, um Phrasen, Melodien, Riffs und Grooves aufzubauen. Üblicherweise sind Motive sehr kurz und einfach. Du kannst sie Dir als kleine Legosteine vorstellen, die auf viele verschiedenen Weisen zusammengesteckt werden können, um etwas Größeres entstehen zu lassen.

Ich kann das Wort einfach nicht genug betonen, wenn es um Motive geht. Es sind meistens die Songs mit den einfachsten Motiven, die in Deinem Kopf hängen bleiben.

Blues-Songs sind ein klassischer Ort, an dem Du Motive in Aktion findest. Hör Dir zum Beispiel Folsom Prison Blues von Johnny Cash an. Du findest ein Motiv gleich in der ersten Zeile des Texts, der auf einer A-Note beginnt, dann zu B♭ und C hoch geht und wieder runter zu einer F-Note geht. Dieses Motiv wird mit subtilen Variationen wiederholt und dann mit einem zweiten Motiv beantwortet.

Ein anderes Beispiel ist die Fünfte Symphonie von Beethoven. Ich weiß – das ist nicht gerade moderne Musik. Aber es ist ein tolles Beispiel, wie kraftvoll einfache Motive sind. Fast alles in diesem Stück wird aus diesem ikonischen Motiv mit vier Noten erschaffen und abgeleitet. Wenn Du das nicht inspirierend findest, weiß ich auch nicht.

Beim nächsten Mal, wenn Du in einem Refrain feststeckst, versuche, die Dinge zu vereinfachen und über die von Dir verwendeten Motive nachzudenken. Versuche, kleine Änderungen und Variationen an diesen Motiven vorzunehmen und sie in verschiedenen Reihenfolgen zu verbinden. Wenn Du mit dem Kern Deiner Hookline beginnst und Dich von dort vorarbeitest, bekommen Deine Refrains einen sehr starken und kohäsiven Sound.

2. Spiel mit Sequencen

Erwartung und Antizipation sind Dinge, die jeder tolle Refrain einfängt. Du möchtest, dass jeder Zuhörer die Ankunft der Hookline erwartet und darauf wartet – die Hook und die Abschnitte, die zu ihr führen, sollten beinahe wie ein Magnet wirken, der das Ohr zum wichtigsten Teil Deines Songs zieht.

In der Musiktheorie gibt es eine Technik, die Du verwenden kannst, um Erwartung zu erzeugen: die Sequenz.

Eine Sequenz ist eine musikalische Idee, die transponiert und wiederholt wird, um ein Muster zu erzeugen.

Eine Motiv-Sequenz besteht aus einem Motiv, das mit Hilfe eines bestimmten Intervallmusters transponiert und wiederholt wird (Du kannst zum Beispiel das Motiv um eine Quarte nach unten bewegen und dann um eine Sekunde nach oben.)

Eine harmonische Sequenz besteht aus einer Reihe an Akkorden, die einem bestimmten Intervallmuster folgen.

Unsere Ohren hängen sich von Natur aus an musikalische Muster; wenn Du also eine Sequenz etablierst, bekommen Deine Zuhörer das mit und beginnen zu erwarten, wohin die Musik als nächstes geht.

Beim Songwriting kannst Du dies nutzen, um den Song vor oder während Deines Refrains aufzubauen, um den Hörer zu Deiner Hookline zu führen.

Alternativ kannst Du natürlich auch Erwartungen mit einer Sequenz erschaffen und dann ganz woanders hingehen und etwas völlig Unerwartetes tun, um so Spannung zu erzeugen.

3. Nutze die Noten Deiner Akkordfolge

Die Noten in einem Akkord sind immer die stärksten, also stellen sie einen guten Ausgangspunkt dar, wenn Du eine starke Melodie für einen Refrain schreibst.

Du findest das überall in populären Songs. Die Hookline verwendet eine oder zwei Noten aus den zugrunde liegenden Akkorden oder benutzt sogar alle Noten des Akkords. Die Verwendung Deiner Melodien, um die Schlüsselnoten in Deinen Akkordfolgen zu betonen, kann zu einem deutlich kohäsiveren Sound und einer weit stärkeren Komposition führen.

Natürlich musst Du nicht ausschließlich die Noten Deiner Akkorde verwenden. Siehe sie als eine Art Umriss für Deinen Hook an.

Wenn Du Deine Melodie zuerst schreibst, versuche anschließend Akkordfolgen zu erstellen, die einige der wichtigsten dieser Noten aus der Melodie einbinden. Falls Du Deine Akkorde zuerst schreibst, versuche, die wichtigsten Noten herauszuziehen, um einen Umriss für Deine Melodie zu erschaffen.

Wenn Du diese Idee noch ausbauen willst, schau Dir Modi an. Falls Du in C-Dur spielst, verwende den G-Mixolydischen Modus, um eine Melodielinie über dem G-Dur-Akkord zu erschaffen. Oder den F-Lydischen Modus, um eine Melodielinie über dem F-Dur-Akkord zu erschaffen. Das erlaubt Dir, jene starken Noten herauszuholen, mit denen Deine Hook wirklich herausragt.

4. Fang die Kraft der Wiederholung und der subtilen Variationen ein

Wiederholung ist es, womit Du eine starke Hook nach Hause bringst.

Denk an Lieder wie „Get Lucky“ von Daft Punk. Der Refrain ist einfach und wird wieder und wieder (und wieder) gespielt. Aber trotz all dieser Wiederholungen ist es ziemlich schwierig, sich an diesem Song sattzuhören.

Warum?

Wenn Du genauer zuhörst, wird Dir auffallen, dass es in jedem Refrain subtile Variationen gibt. Verschiedene Instrumente werden zum Mix hinzugefügt, und durch kleine kompositorische Veränderungen bleiben die Dinge frisch. Sobald Du eine tolle Hook oder einen Refrain hast, experimentiere damit, schau Dir all die verschiedenen Wege an, um den Refrain subtil zu manipulieren und verwende diese Variationen in Deinem Song, damit sich diese Hooks wirklich im Kopf Deines Zuhörers festsetzt. 


Es versteht sich natürlich von selbst, dass Du die Musik der ganz Großen studieren solltest, wenn Du Hooks oder Refrains wie sie schreiben willst. Mach es Dir zu einer Angewohnheit, die Refrains Deiner Lieblingssongs wirklich auseinanderzunehmen, um zu verstehen, was genau hier vorgeht.